Anleger erleben gerade etwas, was man in dieser Form schon lange nicht mehr gesehen hat. Die Börse bewegt sich nach unten.
Der Coronavirus entwickelt sich zu einer Pandemie, deren Ende nicht absehbar ist. Die Auswirkungen sind an der Börse zu sehr deutlich zu spüren. Warum ist das eigentlich so?
Ausschlaggebend sind verschiedene Faktoren:
Konsequenz: Die Märkte sinken
Direkte Konsequenz aus diesen Faktoren ist, dass Unternehmen aus den direkt betroffenen Branchen ein Liquiditätsproblem bekommen. Der Cashflow der Unternehmen sinkt dadurch, dass keine Gelder ins Unternehmen fließen, jedoch weiter Gelder abgehen, z.B. für Löhne, etc. Hatte ein Unternehmen in der Vergangenheit bereits Probleme und keinen ausreichenden Cashflow zur Verfügung, straft die Börse diese Unternehmen jetzt ab. Als Folge daraus werden Unternehmen vom Markt verschwinden, weil sie insolvent gehen.
Es gibt aber auch eine indirekte Konsequenz aus dieser Konstellation, die nicht weniger schlimm ist. Dadurch, dass die direkt betroffenen Branchen an der Börse unter Druck geraten und die Kurse sinken, steigt die Volatilität an den Märkten, d.h. die Schwankungen werden stärker. Dieser Anstieg der Volatilität führt dazu, dass institutionelle Anleger gezwungen sind, Aktienverkäufe zu tätigen, um die Schwankungen in ihren Portfolien zu reduzieren. Somit geraten auch Unternehmen unter Druck, die nicht direkt durch die Krise betroffen sind. Als Folge sinken Märkte noch stärker ab, als sie durch den Coronavirus sinken müssten.
Jeder Crash ist anders:
Ist diese Kurskorrektur mit anderen Börsencrashs vergleichbar? Vergleicht man die aktuelle Situation mit der Weltwirtschaftskrise 2008 oder dem Börsencrash 2000, sieht man deutliche Unterschiede.
Platzen der Dotcom Blase 2000:
Vor dem Platzen der sogenannten Dotcom Blase ging ein unglaublicher Hype durch Deutschland und die ganze Welt. Das Internet nahm Fahrt auf und neue Technologien überschwemmten die Märkte. Es wurden reihenweise Aktiengesellschaften gegründet, meist mit nicht mehr Substanz, als einer guten Idee. Vorreiter in Deutschland war der Börsengang der Deutschen Telekom, dem unzählige kleine Start Up Unternehmen folgten. Die Unternehmen erfuhren fantastische Bewertungen, die Kurse stiegen und stiegen und der DAX erreicht nie geglaubte Höhen. Es stiegen Anleger ein, die keinerlei Wissen über die Märkte hatten und vollkommen ohne Börsenerfahrung.
Gegen Ende des Booms stand fest, dass die meisten Unternehmen keinerlei Substanz hatten, die den Aktienkurs ansatzweise gerechtfertigt hätte. Als Folge schmierte ein Aktienunternehmen nach dem anderen ab. Die Kurse brachen ein, es folgten Panikverkäufe und die Menschen verloren Ihr Geld.
Weltwirtschaftskrise 2008
Am 15.September 2008 ging mit Lehmann Brothers eines der traditionsreichsten Investmenthäuser aller Zeiten Pleite und stürzte die ganze Weltwirtschaft in einen Crash.
Vorausgegangen war eine Immobilienblase in den USA, die durch schlechte Kredite mit niedriger Bonität entstand. Über viele Jahre wurden US Bürger in die Schuldenfalle gelockt, weil Geld nicht nur günstig war, sondern quasi jeder es bekommen konnte. So kauften sich Menschen Häuser, die niemals hätten Häuser kaufen dürfen und die Immobilienpreise stiegen immer weiter.
Als die US Notenbank begann, die Leitzinsen wieder anzuziehen, konnten viele Häuserbesitzer Ihre Häuser nicht mehr halten und mussten verkaufen, was dazu führte, dass die Immobilienpreise in den Keller stürzten. Dadurch entstand ein Misstrauen, gegenüber Banken und Versicherungen. Banken vertrauten sich untereinander nicht mehr und verliehen sich kein Geld mehr.
Diese Vertrauenskrise schwappte über den Teich und befiel weltweit alle Anleger und Kreditinstitute. Es kam zu einem Einschreiten der Regierungen und führte zu massiven staatlichen Zuschüssen an Banken, um das Vertrauen wieder herzustellen.
Kein Regimewechsel in Sicht:
Bei der Kurskorrektur durch den Coronavirus sieht es jedoch anders aus. Während bei den vorher genannten Krisen und Crashs eine Neuorientierung an der Märkten stattfand, ist diese Neuausrichtung aktuell nicht zu sehen. Wir haben keinen dauerhaften Konsumeinbruch, aktueller Konsum wird nur verschoben. Wer ein Auto braucht, es sich aber jetzt aus oben genannten Gründen nicht kaufen kann, der kauft es eben etwas später. Die Weltbevölkerung steigt und die weltweite Armutsrate sinkt, was den Bedarf nach Konsum steigen lässt. Warum sollte also die Weltwirtschaft nach dem Coronavirus nicht die gleiche Fahrt aufnehmen, wie vor dem Coronavirus?
Welche Anleger sind die Verlierer dieses Crashs?
Anleger, die in Einzelaktien investiert sind und keine ausreichende Cashreserve zur Verfügung haben, können durchaus ein Problem bekommen. Wenn ein Aktienportfolio zu stark in Unternehmen investiert ist, die direkt oder indirekt durch die Börse abgestraft werden, kann es problematisch werden, bis hin zum Totalverlust in einzelnen Positionen.
Wer kann ruhig schlafen?
Allen Anlegern mit Badehose, macht es nichts aus, wenn Ebbe kommt, um den bekannten Spruch von Warren Buffett etwas abzuwandeln. Anleger, die sich im Vorfeld an die Grundregeln des Investierens gehalten haben, können entspannt durch diese Krise gehen. Welche Regeln sollte man eingehalten haben?
Krise = Chance
In jeder Krise steckt auch eine Chance. Das chinesische Zeichen für Krise besteht aus zwei Bestandteilen. Furcht und Chance. Da diese Krise nachweislich aus China stammt, sollten wir es genauso handhaben, wie das chinesische Zeichen uns erklärt. Der Furcht keine Chance geben, mutig nachinvestieren und darin die Chance sehen, günstig an den Märkten einzukaufen.
Dieser Beitrag wurde bei Arzt & Wirtschaft veröffentlicht.
1 Comment
Sehr gut erklärt. Danke.